Nossrat Peseschkian: Das Geheimnis des Samenkorns – die vier Qualitäten des Lebens

Peseschkian stellt in seinem Buch ein Modell vor, an welchem er seine Ausführungen festmacht:

Die vier Qualitäten des Lebens

Dieses Arbeitsmodell für die systematische Erfassung von Einseitigkeiten stellt die vier Qualitäten in den Mittelpunkt der Betrachtung. Es kommt darauf an, eine personenspezifische Situationsanalyse zu erarbeiten, um Unausgewogenheiten in einem der vier Bereiche zu beseitigen.

Körper/Sinne: Im Vordergrund steht das Körper-Ich-Gefühl. Wie nimmt man seinen Körper wahr und wie pflegt man ihn? Wie erlebt man die verschiedenen Sinneseindrücke aus der Umwelt? Einseitige Ausprägung dieses Bereichs führt zu geringer Widerstandskraft und vermehrter Anfälligkeit bzw. zu ungenügendem oder übermäßigem Achten auf den Körper, zB exzessives Körpertraining. Konflikte werden hier meist psychosomatisch verarbeitet.

 Leistung: Hierzu gehört die Art und Weise, wie Leistungsnormen ausgeprägt sind und wie sie in das Selbstkonzept eingegliedert werden. Einseitigkeiten führen hier entweder zu Flucht in die Arbeit oder Flucht vor Leistungsanforderungen.

Kontakt: Dieser Bereich bezieht sich auf die Fähigkeit, Beziehungen aufzunehmen und zu pflegen: die Beziehung zu sich selbst, dem Partner, der Familie sowie das Verhältnis zu anderen Menschen, Gruppen, sozialen Schichten und anderen Lebensweisen, die Beziehung zu Tieren, Pflanzen und Dingen. Eine extreme Einseitigkeit wäre zB die Flucht in die Geselligkeit. Umgekehrt kann man den Rückzug aus der Gemeinsamkeit (soziale Isolierung und Depression) antreten (s.Abb2).

Zukunft/Phantasie: Phantasie und Intuition reichen über die unmittelbare Wirklichkeit hinaus und können all das beinhalten, was als Sinn einer Tätigkeit, Sinn des Lebens, Wunsch, Zukunftsperspektive oder Utopie bezeichnet wird. Man kann auf Konflikte reagieren, indem man die Phantasie aktiviert, dh indem man Konfliktlösungen phantasiert, sich in Gedanken einen erwünschten Erfolg vorstellt oder Menschen, auf die man Wut hat, in der Vorstellung bestraft. Eine weitere Reaktionsmöglichkeit besteht in der Unterdrückung der Phantasie (s.Abb.2).

Generell zeigt sich, dass in der westlichen Welt die Schwerpunkte oft auf den Bereichen Körper/Sinne und Beruf/Leistung liegen. Kontaktarmut und Phantasielosigkeit können hierzulande als Hauptgründe für die vielen psychosomatischen Krankheiten, Ängste und Depressionen angesehen werden.